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Wie die Schule der DDR Kinder und Jugendliche auf die Arbeit
und die Verteidigung der Heimat vorbereitete
Politisch-ideologische Gedankengutvermittlung an den Schulen der DDR
«Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.»
Walter Ulbricht
Die Schule ist der Spiegel der Gesellschaft. Hier werden Kinder und Jugendliche auf das Leben vorbereitet – auf das Leben in dem Land, in dem sie leben, nach den Wert- und Normvorstellungen, die dort vorherrschen. Jede Regierung möchte, dass die Menschen, die ihr angehören, dem Staat in seinem Sinne Nutzen bringen. Da die öffentliche Schule aus Steuergeldern finanziert wird, hat die Regierung ein Interesse daran, aus dieser Investition möglichst viele Früchte zu ernten.
Dies war auch in der DDR nicht anders. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Osten Deutschlands von der sozialistisch-kommunistischen Sowjetunion besetzt. Ihr gegenüber stand das imperialistisch-kapitalistische Amerika, welches im Westen Deutschlands vertreten war. Die DDR stand unter der Obhut des grossen Bruders Sowjetunion, sie war abhängig vom stalinistischen Herrschaftssystem der UdSSR, ihrem «Vorbild» und musste nach dessen Vorstellungen handeln, um die Kinder und Jugendlichen zur «festen und unverbrüchlichen Verbundenheit mit der Sowjetunion» zu erziehen. Dazu gehörte die feindliche Haltung all jenem gegenüber, was aus dem Westen kam. Die Arbeiterklasse sah sich als «revolutionärste Klasse der Geschichte der Menschheit», welche dieser den sozialen Kommunismus bringen und sie vom ausbeuterischen Kapitalismus befreien sollte. Der Arbeiter- und Bauernstaat DDR wollte unabhängig sein und von den anderen Staaten als souverän anerkannt werden.
Am meisten Ansehen erlangte die DDR sowohl international als auch national mit den erfolgreichen Sportlern, welche sie hervorbrachte. Erich Honecker hielt den DDR-Spitzensport für eine Wunderwaffe im Klassenkampf auf deutschem Boden. Volk und Regierung waren unendlich stolz auf die Athleten und viele Kinder und Jugendliche eiferten ihren Idolen mit sportlichem Tatendrang nach.
Der SED-Führungsspitze war es zu jeder Zeit der 40 Jahre währenden DDR wichtig, dass ihr Land unabhängig, erfolgreich und nicht auf Importgüter angewiesen war. Damit der Staat sich selbst versorgen konnte, wurden viele Arbeiter und Bauern gebraucht. Die Regierung der DDR war seit deren Gründung darauf bedacht, durch den Aufbau des ‚einheitlichen sozialistischen Bildungssystems’ die Ideologie eines kommunistischen Gesellschaftssystems zu sichern. Margot Honecker übernahm als Frau des SED-Generalsekretärs und als Minister für Volksbildung bei der Realisierung dieses Ziels während der Zeit von 1971 bis 1989 eine wichtige Rolle. Staatsoberhaupt und Bildungsministerium stellten einerseits deshalb Krippen, Kindergärten, Horte und Ganztagesschulen zur Verfügung, damit möglichst alle Frauen Vollzeit arbeiten konnten, um die anspruchsvollen wirtschaftlichen Staatspläne zu erfüllen, jedoch auch, weil sie die Erziehung der Jugend für ihre «ureigenste Aufgabe» hielten und bereits im Vorschulalter damit beginnen wollten, die Kinder nach sittlichen Anschauungen, Normen und Werten zu formen. Schule und Hort sollten eine pädagogisch organisierte Einheit bilden, eine sozialistische Allgemeinbildung vermitteln und ebensolche Überzeugungen und Verhaltensweisen herausbilden. Es galt als höchstes Ziel, die Kinder und Jugendlichen zu «allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten», das heisst nach «gesellschaftlich erwünschten und postulierten Zielen» zu erziehen und zu bilden. Was eine sozialistische Persönlichkeit sei, wurde 1974 im ‚Jugendgesetz der DDR’ verankert. Demnach sollten die Jugendlichen zu selbstlosen, sozialistischen Patrioten erzogen werden, welche den Sozialismus stärkten und, «notfalls mit der Waffe in der Hand», vor Feinden schützten. Per Definition zeichneten sie sich durch Kollektivbewusstsein, Ausdauer und Disziplin aus.
Das Jugendgesetz schrieb zudem vor, dass die Verantwortung der Erziehung dieser Persönlichkeiten die Schule, die Eltern und die Jugendorganisationen tragen würden. Damit diesem hohen Ziel Rechnung getragen werden konnte, wurde von staatlicher Seite bereits im Kindergarten mit der politischideologischen Indoktrination begonnen  – je früher desto besser – denn die «Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Arbeit und das Leben in der DDR [sei] Angelegenheit der gesamten Gesellschaft unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei».